Medikation / Pharmako­therapie

Wann werden Medikamente eingesetzt?
Psychotherapie, Pädagogik und soziale Begleitung stehen im Zentrum jeder Behandlung – Medikamente sind nur eine mögliche Ergänzung. In manchen Fällen kann es jedoch sinnvoll und notwendig sein.
Eine medikamentöse Behandlung
kommt in folgenden Fällen zum Einsatz
  • wenn Symptome stark ausgeprägt sind und die Alltagsbewältigung (z. B. Schule, Familie, soziale Kontakte) erheblich beeinträchtigt ist
  • wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen allein nicht ausreichen
  • wenn eine rasche Stabilisierung notwendig ist (z. B. bei schwerer Depression, ADHS oder akuten Krisen)
  • wenn wissenschaftlich geprüfte Leitlinien den Einsatz bestimmter Medikamente empfehlen

Typische Anwendungs­bereiche

01

ADHS

Einsatz von Stimulanzien (z. B. Methylphenidat) oder Non-Stimulanzien (z. B. Atomoxetin) – gut erforscht und meist sehr wirksam bei sorgfältiger Auswahl und Kontrolle.

02

Schlaf­störungen, Psychosen oder bipolare Störungen

Einsatz von Anti­psychotika oder Stimmungs­stabilisierern – immer unter strenger Indikation, meist im spezialisierten Setting.

03

Depressionen

Bei Jugendlichen kann in bestimmten Fällen ein Antidepressivum (z. B. Fluoxetin) erwogen werden – nur nach klarer Indikation und engmaschiger Betreuung.

04

Angststörungen,
Zwang,
Tic-Störungen

Einsatz bestimmter SSRI oder anderer Wirkstoffe möglich, wenn psychosoziale Maßnahmen nicht ausreichen.

05

Autismus-Spektrum-Störungen

Keine kausale medikamentöse Behandlung, aber ggf. begleitende Medikation bei starker Reizüberflutung, Impulsivität oder Schlafstörungen.

Altersgerechte Information –
Wie wir über medikamente sprechen

Die Entscheidung für oder gegen eine medikamentöse Behandlung ist ein sensibler Schritt – besonders im Kindes- und Jugendalter. Deshalb legen wir großen Wert auf eine offene, verständliche und altersgerechte Aufklärung.
Einbeziehung je nach Alter und Entwicklungsstand
  • Jüngere Kinder (bis etwa 7–8 Jahre): benötigen einfache, bildhafte Erklärungen – z. B. warum „das Medikament dem Gehirn hilft, besser zu sortieren“ oder „es leichter wird, ruhig zu bleiben“
  • Schulkinder und Jugendliche: werden in der Regel aktiv in den Entscheidungsprozess einbezogen
  • Jugendliche ab etwa 14 Jahren: haben in Österreich das Recht, medizinischen Maßnahmen eigenständig zuzustimmen oder sie abzulehnen – vorausgesetzt, sie sind einsichtsfähig
Einbeziehung je nach Alter und Entwicklungsstand
  • Ich nehme die Fragen und Sorgen von Kindern und Jugendlichen ernst
  • Ich fördere eine Gesprächskultur, in der auch Zweifel und Ängste Platz haben
  • Ich respektiere den Willen junger Patient:innen und bemühe mich um gemeinsame Entscheidungen
  • Es gibt keinen Zwang zur Medikation – ich erkläre transparent, welche Alternativen es gibt und warum ich eine bestimmte Empfehlung ausspreche

Aufklärungs­gespräch

Vor Beginn einer Pharmakotherapie findet ein ausführliches Aufklärungsgespräch statt. Darin besprechen wir:
  • warum eine Medikation empfohlen wird
  • wie das Medikament wirkt und wie es eingenommen wird
  • welche Nebenwirkungen auftreten könnten
  • wie häufig Kontrolltermine stattfinden
  • was zu tun ist, wenn Probleme oder Fragen auftreten
Die Inhalte des Gesprächs werden sorgfältig dokumentiert.
Auf Wunsch erhalten Sie ein schriftliches Informationsblatt mit allen wesentlichen Punkten.

Vera Gutmann Curriculum Vitae

Akademische Qualifikation:
2005 – 2011
Studium Humanmedizin an der Medizinischen Universität Innsbruck (A)
2011 – 2017
Ausbildung zur Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie Bern (Standorte Biel, Ittigen, Inselspital) und Rotation an die Universitätsklinik für Geriatrie, Schweiz (CH)
2017 -2019
Assistenzärztin am Department für Kinder- und Jugendheilkunde (Neuropädiatrie) Innsbruck und am Landeskrankenhaus Hall, Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie B (A)
2020
Eidgenössisches Diplom FMH und damit Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie und –psychotherapie
2020 - 2021
Fachärztin an der Ambulanz der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (A)
Seit 2023
Fach- und oberärztliche Leitung des Pilotprojekts "Hometreatment" der Tirol Kliniken und des Landes Tirol an der und Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Kinder- und Jugendalter
Zusatzqualifikationen:
Mitglied der österreichischen Ärztekammer
Mitglied der österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie
2021
ADOS-2 Weiterbildung zur standardisierten Diagnostik von Autismusspektrumsstörungen
2016- 2017
Weiterbildung in achtsamer Körperwahrnehmung und Emotionsregulation bei psychosomatischen Erkrankungen, Bern (CH)
2014
SAFE®- Mentoren-Training (PD Dr. med. Karl Heinz Brisch), Wien (A)
2014
Weiterbildung in non-direktiver Spieltherapie, Bern (CH)
2012-2015
Weiterbildung in systemischer und kognitiv verhaltenstherapeutischer Psychotherapie für Kinder- und Jugendliche IPKJ Universitätskliniken Bern, Basel, Zürich (CH)
2012
Doktorarbeit und Publikation "Differences in coping, self-efficacy, and external control beliefs between patients at-risk for psychosis and patients with first-episode psychosis" (CH)